LIBRE II

Lebenstilintervention bei gesunden und erkrankten BRCA1/2 Mutationsträgerinnen und Frauen mit einem hohen Risiko für Brust- und Eierstockkrebs

Die LIBRE-Studiengruppe führt unter der Leitung von Prof. Dr. Marion Kiechle die sogenannte LIBRE-Studie – gefördert von der Waltraut Bergmann Stiftung und Deutschen Krebshilfe – durch. In der LIBRE Studie wird  der Einfluss von Ernährung und körperlicher Aktivität auf die Brustkrebsentstehung bzw. Rezidivbildung bei BRCA1 und BRCA2 Mutationsträgerinnen untersucht. Dabei werden observatorisch die Biomarker Pro-Neurotensin und Pro-Enkephalin gemessen und deren mögliche Eignung für die Risikostratifizierung, Stratifizierung für bestimmte Interventionen und die Verlaufsbeobachtung untersucht.

Die LIBRE-Studiengruppe  beabsichtigt, innerhalb einer klinischen Bewertung eine Anzahl von Patientenproben bezüglich Pro-Neurotensin und Pro-Enkephalin weiter zu bewerten.


Im ersten Teil der Studie wurden erfolgreich die Machbarkeit von Interventionen gezeigt. Inzwischen hat die LIBRE-Studie die Phase II erreicht und kann eine größere Anzahl an Proben generieren um fundierte Aussagen zur Risikostratifizierung zu treffen.

LIBRE Studie

Ziel der klinischen Studie ist die Beschreibung der möglichen Eignung der Biomarker Pro-Neurotensin und Pro-Enkephalin innerhalb der LIBRE-Studie, in der der Einfluss von Ernährung und körperlicher Aktivität auf die Brustkrebsentstehung bzw. Rezidivbildung bei BRCA1 und BRCA2 Mutationsträgerinnen untersucht wird, für die Risikostratifizierung, Stratifizierung für bestimmte Interventionen und die Verlaufsbeobachtung.

 

Hintergrund: Frauen mit einer erblichen Veranlagung (Keimbahnmutationen in den Genen BRCA1 oder BRCA2) haben ein hohes Risiko in ihrem Leben an Brust- und Eierstockkrebs zu erkranken (80% bzw. 40%). Trotz vorliegender erblicher Veranlagung erkranken nicht alle Frauen an Krebs. Dies ist ein Hinweis darauf, dass es Faktoren geben muss, die das Krebserkrankungsrisiko beeinflussen können. Erste Beobachtungen haben ergeben, dass Frauen mit erblicher Veranlagung weniger häufig an Krebs erkranken, wenn sie in der Jugend körperlich aktiv waren.

 

Brustkrebs und körperliche Aktivität: Beim nicht erblichen Brustkrebs Mammakarzinom wird das Krebserkrankungsrisiko und auch der Krankheitsverlauf entscheidend von der körperlichen Aktivität, der Ernährung und auch dem Körpergewicht beeinflusst. In einer Vielzahl von prospektiven Studien konnte demonstriert werden, dass regelmäßige körperliche Aktivität die Brustkrebsinzidenz signifikant senken kann, wobei das Risiko sich im Durchschnitt um 25% verringert. Auch sind das Rückfallrisiko und die Mortalität bei an Brustkrebs erkrankten Frauen um 50% gesenkt, wenn sie regelmäßig Sport betreiben. Weitere Vorteile sind ein Gewinn an Lebensqualität, eine Steigerung der Fitness und eine bessere Verträglichkeit der Chemotherapie.

 

Brustkrebs und Ernährung: Auch die Ernährung beeinflusst das Brustkrebserkrankungsrisiko. Adipositas und Gewichtszunahme steigern das Risiko in der Prä- und Postmenopause an Brustkrebs zu erkranken. Eine Gewichtszunahme von mehr als 20kg nach dem 18.Lebensjahr verdoppelt das Risiko an Brustkrebs zu erkranken. Zudem haben Frauen mit einem BMI von 30 kg/m2 ein größeres Risiko Fernmetastasen zu entwickeln und an Brustkrebs zu versterben. In einer prospektiven Studie mit Brustkrebspatientinnen, die eine adjuvante Standardtherapie erhielten, führte ein Kalorien und Fett reduziertes Ernährungsprogramm zu einer signifikanten Verbesserung der Rückfallrate.

 

Brustkrebs und Psyche: Weitere Risikofaktoren für Brustkrebs sind Depressionen, eine pessimistische Lebensperspektive und eine negative Stressverarbeitung. Es zeigte sich, dass körperliche Aktivität einen günstigen Einfluss nimmt auf die Stressverarbeitung und auf Depressionen. Die große Bedeutung einer optimistischen Lebenseinstellung für verschiedene psychische als auch somatische Erkrankungen wurde in vielen Studienüberzeugend dargelegt. Es zeigte sich eine positive Korrelation zwischen einer optimistischen Lebensperspektive und dem psychischen Wohlbefinden, der Gesundheit, der Stressreduktion, der Sterblichkeit und einer schnelleren Genesung nach einer Erkrankung.

 

LIBRE-Studie: Bei Frauen mit erblicher Veranlagung für ein Mamma- oder ein Ovarialkarzinom existieren bislang keine Studien im Kontext von Lebensstil und Brustkrebs. Selbst retrospektive Daten sind kaum vorhanden. Die Stiftung unterstützt zusammen mit der deutsche Krebshilfe nun eine prospektive Studie, in der gezeigt werden soll, dass durch ein strukturiertes Lebensstilinterventionsprogramm der Ernährungszustand, die körperliche Fitness, das Gewicht, die Lebensqualität und auch die Stressverarbeitung bei Frauen mit erblichem Mamma- und Ovarialkarzinomen signifikant verbessert werden kann. In der Folge soll darüber hinaus gezeigt werden, dass der neue Lebensstil zu einer signifikanten Reduktion der Krebsinzidenz und eine Verbesserung der Prognose und Mortalität führt. Die Studie besteht aus 2 Stufen, wobei in Stufe 1 die Machbarkeit der Intervention im Vordergrund stand. Die Studienziele von LIBRE I wurde in vollem Umfang erreicht, sodass im Rahmen der Hauptstudie LIBRE II nun insgesamt 600 Patientinnen in allen Zentren für familiären Brust-und Eierstockkrebs der Deutschen Krebshilfe (Studienkoordination und Leitung Univ.-Prof. Dr. Marion Kiechle) eingeschlossen werden sollen.

Rezidiv

Bezeichnet das Wiederauftreten einer Krankheit nach zuvor erfolgreicher Therapie.  Das Wiederauftreten von Tumoren nennt man Tumorrezidiv.

Observationsstudie

Beobachtungsstudie. Bedeutet, dass Daten prospektiv oder retrospektiv erhoben werden ohne einen Eingriff in die Therapie zu nehmen.

Pro-Neurotensin

Stabiles Fragment des Peptidhormons „Neurotensin“. Erhöhte Nüchtern Messwerte sind assoziiert mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko.

Neurotensin

Peptidhormon zur Fettverwertung und Unterstützung der Zellteilung.

Pro-Enkephalin

Stabiles Fragment des Peptidhormons „Enkephalin“ . Niedrige Messwerte sind assoziiert mit einem erhöhtem Brustkrebsrisiko.

Enkephalin

Körpereigenes Opioid zur Schmerzreduktion und mit pro-apoptotischer Funktion (unterstützt den programmierten Zelltod).

Interventionsstudie

Experimentelle Studie, bei welcher bewusst Manipulationen vorgenommen werden (z.B. Änderung der Ernährung, Medikamentengabe) und der Einfluss dieser Manipulationen auf z.B. eine Krankheit ausgewertet wird.

Biomarker

Messbarer Parameter mit welchem prädiktive, prognostische oder diagnostische Aussagen getroffen werden können und so Informationen über eine Krankheit liefern.

BRCA1/BRCA2

Tumorsupressorgene. Mutationen in diesen Genen führen dazu, dass die das Reparatursystem der Zelle nicht mehr richtig funktioniert und geschädigte DNA nicht erkannt oder repariert werden kann. Das führt dazu, dass Zellen leichter zu Tumorzellen werden. Mutationen in diesen Genen führen zu einer Erhöhung des Risikos für einen malignen Tumor.